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Impfen oder nicht Impfen? Das ist nicht die Frage

An alle Freunde und Feinde des Impfens 

 

Alles fing an mit einem Tweet, den ich las, über das Thema Impfen, Impfgegner und dass eine Diskussion darüber entsteht, ob der Impfzwang wieder eingeführt werden soll, jetzt bei den Masern wie damals bei den Windpocken. Ich hatte mich dazu geäußert und mich dummer Weise am Shitstorm beteiligt. Das hat mich nachdenklich werden lassen, wie ich so tief sinken konnte, mich in eine Diskussion einzumischen, die von beiden Seiten völlig unvernünftig in 280 Zeichen geführt wird, ohne Argumente, ohne Beweise, nur mit Beleidigungen und ohne jedes Verständnis oder das Vermögen, der Gegenseite zuzuhören.

 

Meine Leser kennen mich und wissen, dass ich meine Klappe nicht halten kann, zu allem meinen Senf dazu geben will und mein Meinung gerne kund tue. Allerdings finde ich, dass hier eine Grenze überschritten wurde, die gar nicht mehr das Thema, „Meinung haben“, „Recht haben“ oder „Falsch liegen“ betrifft. Es betrifft allgemein das Zuhören und das halte ich für toxisch. Nicht nur beimThema Impfen, auch bei allen anderen Themen, die politische Kontroversen auslösen können.

 

Lasst es mich erklären.

 

Als ich damals in den Kindergarten kam, war ich bereits geimpft, ist ja auch logisch, man lässt seine Kinder impfen. War damals Gang und Gäbe, warum sollte man das infrage stellen? In der Schule später habe ich dann gelernt, warum das Impfen so wichtig ist. Durch inaktive Erreger lernt das Immunsystem, wie diese Erreger aussehen, wie sie funktionieren, kann Antikörper bilden, sodass wenn wirklich mal die Viren in den Körper eindringen und ihn krank machen, dass die bereits gelernten Antikörper direkt an die Arbeit gehen und die Viren angreifen können. Logisch.

 

Als ich an die Uni kam stolperte ich über den ersten Fall eines kleinen Kindes, das Autistit wurde, nachdem es geimpft wurde. Die Eltern haben Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit dieser Fall publik wird und gaben dem Impfstoff JEDE Schuld an der Autismuserkrankung ihres Kindes. Eine öffentliche Diskussion wurde laut, dass Impfen doch gar nicht so gut sei. Ich dachte mir nur, ja klar, mhm, Impfen löst Autismus aus und die Erde ist eine Scheibe und Exen-Menschen existieren und alle Vögel sind Drohnen der Regierung und die Mondlandung der Amerikaner hat nie stattgefunden. Wo ist mein Alu-Hut? Im Klartext, ich habe nichts davon geglaubt und die Eltern für verrückt gehalten.

 

Es konnte nie bewiesen werden, dass der Impfstoff Autismus ausgelöst hat. Wie soll das auch gehen? Aber warum brachen dann die kritischen Stimmen über das Impfen nicht ab? Ich habe versucht, das lange Zeit zu ignorieren, habe mich in Foren drüber lustig gemacht, habe jeden Impfgegner all Vollidioten abgestempelt, der in der Schule wohl nicht richtig zugehört hat. Zwangsimpfung wäre für mich gar keine Diskussionsgrundlage gewesen. Natürlich sollte man zwangsimpfen. Man kann nicht zulassen, dass gewisse Krankheiten überleben, nur weil ein paar Deppen ihre Alu-Hüte nicht richtig aufgesetzt hatten und jetzt davon überzeugt sind, dass die Regierung uns mit Impfungen unter Kontrolle hält.

 

Aber die Kritik am Impfen hörte dennoch nicht auf. Immer wieder kam das Thema hoch, wurde in meinen Twitterfeed gespült, tauchte in Foren auf, in der Zeitung, in Diskussionsrunden, selbst an der Uni wurde es zum Thema. Man kam einfach nicht mehr drum herum. Irgendwann stolperte ich aus Zufall über eine Studie. Ich hatte weder danach gegoogelt, noch konkret danach gesucht. Sie war einfach da.

 

Diese Studie handelte davon, dass eine ganze Reihe Arztpraxen befragt wurden, was in der Impfung für Stoffe drin sind. Ist ja eines jeden gutes Recht, alle Inhaltsstoffe von Medikamenten zu kennen. Auf allen Verpackungen steht es drauf, auch Apotheker beraten gut, erklären teils auch Wirkungen, wenn man direkt danach fragt, also sollten auch Ärzte in der Lage sein, zu wissen, welche Inhaltsstoffe Impfungen haben und welche Wirkung sie haben.

 

Ich wiederhole nochmal: Ich war in der Schule, ich war auf dem Gymnasium, ich bin ein geimpfter Mensch, ich bin Diplomakademiker, ich arbeite als freier Redakteur und Journalist. Ich halte mich für aufgeklärt und halbwegs intelligent. Aber das Ergebnis dieser Studie hat mir persönlich Angst gemacht.

 

Keiner der Ärzte konnte ausführlich Auskunft geben, welche Inhaltsstoffe in Impfungen drin sind. Kein einziger. Einige Ärzte konnten zumindest noch den Impfstoff selbst nennen, aber über die Lösungsmittel und Beisätze konnten sie keine Aussage machen.

 

Das hat mich sehr nachdenklich gemacht, denn ich habe mich gefragt, warum das so ist. Warum wird aus den Inhaltsstoffen so ein Geheimnis gemacht? Bei einer Impfung spritzt man mir einen Stoff in den Körper, der meine Zellen verändert. Es ist mein gutes Recht zu wissen, was für ein Stoff das ist und welche Wirkung er hat.

 

Nein, ich springe damit immer noch nicht auf den Verschwörungszug auf, dass uns die Regierung mit geheimen Stoffen gefügig machen will.

 

Aber – und jetzt kommt das wichtige – ich habe angefangen, das, was ich bisher übers Impfen wusste, infrage zu stellen.

 

Noch ganz ohne Wertung, ohne Beweise, ohne Theorien, ohne Antworten. Es geht nur um den Prozess, dass ich infrage stelle, was ich seit so vielen Jahren niemals auch nur eine Sekunde lang angezweifelt habe.

 

Dieser Funke des Infragestellens hat mich dazu gebracht, mich mehr mit dem Thema zu beschäftigen und ich bin über immer mehr Berichte und Studien gestolpert. So habe ich herausgefunden, dass eine Impfung gar nicht zu hundert Prozent vor der Krankheit schützt. Es gibt ein sogenanntes primäres und sekundäres Impfversagen (das sind Fachbegriffe aus schulmedizinischen Lehrbüchern), über das tausende von Studien geführt wurden. Es gibt Labornachweise von krebserregenden Stoffen in Impfungen. Dazu sei noch gesagt, dass ich meine Recherchen kaum im Internet führe. Ich gehe meist zurück an meine Uni, ins Archiv, in die Uni-Biblithek oder rede direkt mit Dozenten, Doktoranden und Professoren und was die mir teilweise erzählt haben ist kaum noch zum lachen oder drüber lustig machen. Am grusligsten fand ich Stories über fehlinterpretierte Statistiken zum Impfen. Ich habe immer gedacht, wie kann man eine Statistik zum Impfen fehlinterpretieren? Y-Achse sind die Erkrankungen, X-Achse ist die Zeit, dann gibt es Zeitpunkt X, an dem geimpft wurde und die Kurve geht genau an dieser Stelle steil nach unten. Da gibt es keine Möglichkeit, etwas falsch zu verstehen. Impfung gemacht, Krankheit geht weg, ergo Impfen hilft gegen Krankheit. Aber da kann man eine Menge fehlinterpretieren. Ich musste den Dozenten irgendwann unterbrechen, weil ich beim Mitschreiben nicht mehr hinterher kam.

 

Aber ja, auch im Internet findet man Tonnen von Berichten über plötzlich auftretenden Krankheiten, die entweder direkt nach der Impfung eingetreten sind oder mit der Impfung in Verbindung gebracht wurden. Bei sowas weiß man aber nie so genau, was ist wahr dran, was wurde erfunden, wo hat man vielleicht ein bisschen zu viel rein interpretiert und so weiter. Deswegen bin ich mit Internetrecherchen immer sehr vorsichtig.

 

Der Punkt ist jedenfalls, durch all diese Recherchen mit dem anfänglichen Funke des Infragestellens, habe ich angefangen, den Menschen, über die ich mich eingangs lustig gemacht habe, zuzuhören, mir ihre Argumente und ihre Meinungen anzuhören. Ich habe so erst herausgefunden, dass meine eigenen Dozenten Impfgegner sind. Universitätsmenschen! Schlaue Leute! Zu denen habe ich immer aufgesehen, sie als Autoritäten angesehen. Aber genau die gehörten eben zu jenem Schlag, über die ich mich eingangs eigentlich lustig gemacht hatte. Impfgegner.

 

Bitte versteht mich nicht falsch. Meine Meinung übers Impfen hat sich geändert, aber nicht meine Meinung über Impfbefürworter. Ich habe aus dieser Sache gelernt, dass man sehr schnell plötzlich auf der anderen Seite stehen kann, obwohl man die eine Seite noch vor einem Monat mit Mistgabeln und Feuerknüppeln verteidigt hätte und die andere Seite als absoluten Bullshit abgestempelt hätte. Wer sich oder seine Kinder impfen lässt, für wen das das richtige ist, wer sich damit gut und wohl fühlt, soll das auch tun. Ich bin nicht hier, um jemanden zu belehren, zu retten, zu beschützen oder ihm meine Meinung aufzudrücken. Ich bin nicht hier, weil ich überzeugt bin, recht zu haben. Als ich noch Impfbefürworter war, war ich überzeugt davon, recht zu haben und dass das, was ich denke und was ich gelernt habe, richtig ist. Einen Monat Recherche später stelle ich fest, alles ist anders. Nichts ist so, wie ich dachte und das beruht nicht auf einer fixen Idee oder einer Verschwörungstheorie, sondern auf empirisch geführten Studien, Fakten und Beweisen. Jetzt könnte ich denken, DAS ist nun das richtige, aber irgendwann wird der nächste kommen und auch das wieder infrage stellen und etwas gänzlich neues finden, testen und mit Fakten belegen und beweisen.

 

Worauf ich hinaus will ist, dass man schnell glaubt, im Recht zu sein und dass man es nicht mehr nötig haben muss, der Gegenseite zuzuhören, was sie zu sagen hat, weil die sind ja alle dumm und was man selbst sagt ist das richtige, denn man habe es ja so gelernt. Die Schwierigkeit besteht darin, sich selbst zu hinterfragen und infrage zu stellen, was man glaubt zu wissen. Aber das ist schwer und anstrengend, weil man – wie es das Wort schon sagt – nur mit Fragen zurückgelassen wird, auf die man die Antwort erstmal suchen und finden muss.

 

Daher ist es so wichtig, sich gegenseitig zuzuhören. Wertefrei zuzuhören. Ich höre mir noch immer an, was Impfbefürworter für Argumente anbringen, aber ich höre mir auch an, was Impfgegner für Argumente anbringen. Ich stemple niemanden mehr als Vollidioten ab, nur weil er eine Meinung hat, die ich im ersten Moment vielleicht nicht verstehe.

 

Und so fange ich an, die ganze Welt zu sehen. Meine Schwester energetisiert ihr Wasser mit Kristallen. Ich hielt sie immer für verrückt, aber vor kurzem habe ich mich mal einen Nachmittag mit ihr hingesetzt und sie gefragt, warum sie das macht. Sie hat gar nicht mehr aufgehört zu erklären, was das bringt und woher das kommt. Ein Freund von mir glaubt fest an Homöopathie. Ich habe mich lange mit ihm unterhalten. Ich glaube immer noch nicht daran, dass das funktioniert und er konnte mich auch nicht überzeugen, aber ich verstehe, dass er daran glaubt und dass es ihm damit auch besser geht. Leute, die fasten, die zur Akkupunktur gehen, die Bachblütentherapie machen, die meditieren und so weiter und so fort. All diese Leute nehme ich nicht mehr als Verrückte wahr, die ignorieren, was die Schulmedizin alles für die Gesundheit getan hat, sondern als Menschen, die Dinge einfach infrage gestellt haben. Bei meiner Recherche war jemand dabei, der hatte eine ewig lange Krankenhaus- und Arzt-Historie wegen seiner Rückenprobleme. Er hatte unzählige OPs gehabt, wurde von Arzt zu Arzt weitergereicht, weil ihm niemand helfen konnte. Er stand kurz vor dem Suizid, bis ihm eine Freundin ihre Akupunktur-Therapeutin und Heilpraktikerin empfohlen hat und seit dem lebt der junge Mann beschwerdefrei.

 

Es geht nicht darum, im Recht sein zu wollen, sondern es geht darum, dem anderen offen zuzuhören, ohne es zu werten und sich dann seine Meinung zu bilden. Im Internet und gerade mit 280 Zeichen ist das natürlich schwierig, weil man lieber dem anderen DU HUAN!!! ins Gesicht brüllt. Geht ja viel schneller. Ich wende mich damit auch gar nicht an die fanatischen Impfgegner oder Impfbefürworter, die einfach nur plärren wollen und recht haben wollen. Ich wende mich an euch intelligente, reflektierte Leser: Die Erde war damals auch flach, bis Pythagoras infrage stellte, ob sie wirklich flach ist.

 

Hört euch gegenseitig zu, stellt infrage, was ihr wisst und kommt von eurem hohen Ich-hab-aber-Recht-Ross runter.

 

Luan Cornelius

 

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