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Hoffnung und Angstfreiheit in Corona-Zeiten

Als Journalist im Bereich Naturwissenschaft rede ich mit vielen Leute, verbringe viel Zeit in Bibliotheken und im Internet und recherchiere quasi pausenlos. Ich habe mich vor Kurzem mit einem jungen Mann unterhalten, der mir eine erschreckende Statistik gezeigt hat. Diese Statistik zeigt den enormen Anstieg der Infektionszahlen in den letzten Wochen. Und diese Statistik war nicht gefaket oder dergleichen. Sie ist echt, sie kam direkt vom RKI (Robert-Koch-Institut, von dort bekommt die Bundesregierung ihre Zahlen, auf deren Grundlage sie über Verordnungen und Maßnahmen entscheidet), einer verifizierten Quelle und diese nackten Zahlen standen da ohne Wenn und Aber.

 

Mir hat diese Statistik ebenso Angst gemacht. Ich bin diplomierter Biologe und Pharmazeut. Ich bin Naturwissenschaftler und wir pflegen gern - vor allem aus solchen Statistiken - eine Prognose übers Knie zu brechen und wenn ich mir den Anstieg der Kurve so ansehe, dann steht uns eine verherende Katastrophe bevor. 

 

Die zweite Welle.

 

Keine schönen Aussichten, vor allem, wenn man bedenkt, dass kein Ende in Sicht ist und die letzten Tests mit dem neuen Impfstoff erneut fehlgeschlagen sind. Der Impfstoff schien die Lösung zu sein, um eine Massenimmunität zu erreichen. Aber in den Medien liest man immer wieder davon, dass der neue Impstoff bald endlich kommen soll und dann doch wieder nicht kommen soll. Meine Recherche dazu ist leider sehr ernüchternd. Der Impfstoff hat bei den letzten zwei Testpersonen zu starken neuronalen Nebenwirkungen geführt und die zuständigen Insitute stehen wieder so gut wie am Anfang. Ich gebe aber die Hoffnung nicht auf, dass da irgendwann noch etwas kommt.

 

Solange müssen wir mit dem Virus leben und versuchen uns durch die Maßnahmen zu schützen.

 

Vor ein paar Tage hatte ich mich mit meinen damaligen Kollegen aus dem Pharmazie-Studium in einer kleinen Runde auf Kaffe und Kuchen getroffen. Zwei sind heute Pharmazeuten in großen Firmen, die dritte ist Allgemeinmedizinerin. Es war eine lockere, gemütliche Runde, wir redeten über das Wetter, über unseren neuen - recht merkwürdigen - Modegeschmack, aber bald kamen wir natürlich auch auf die Corona-Thematik. Sie ist allgegenwärtig und egal, mit wem man redet, früher oder später redet man auch darüber. Es ist ein ernstes Thema und ich kann durchaus verstehen, dass dort Redebedarf herrscht. Das ist bei mir nicht anders.

 

Ich habe dann auch die Geschichte mit dem jungen Mann erzählt und hatte ein bisschen gehofft, dass zwei Pharmazeuten und eine Ärztin diese Statistik irgendwie entkräften könnten oder mir wenigstens sagen könnte, sie sei fake und nur ein Internet-Meme. Aber nein, sie bestätigten die Echtheit der Statistik und meinten, dass auch sie beobachtet haben, dass die Zahl der Infektionen in den letzten Wochen stark angestiegen ist.

 

Ich hatte schon wieder alle Hoffnungen aufgegeben, dass sich die Lage bessern könnte, doch dann sagte die Ärztin, die Statistik sei zwar echt, habe aber keine Aussagekraft. Ich habe sie verwirrt angeschaut und nicht ganz verstanden, was sie meinte. Die Statistik ist doch eindeutig. Ein deutlicher Anstieg der Infizierten und der Corona-Fälle. Wie viel Aussagekraft braucht man denn noch?

 

Sie meinte dann, die Statistik habe keine Aussagekraft, weil sie nur absolute Zahlen enthält, keine relativen. Als diplomierter Naturwissenschaftler kannte ich natürlich den Unterschied. Absolute Zahlen sind immer die nackten Zahlen. Relative Zahlen sind die gleichen Zahlen aber relativiert bzw verändert, um einen Faktor, der einen deutlichen Einfluss auf diese Zahlen hatte, sodass die Zahlen plötzlich ganz anders aussehen. Beispielsweise beim Fußball. Anton hat 10 Tore geschossen. Bernd hat 15 Tore geschossen. Nach den absoluten Zahlen hat Bernd mehr Tore geschossen als Anton. Daher ist Bernd offensichtlich besser im Fußball als Anton. Aber Anton hat diese 10 Tore in nur 5 Spielen geschossen, während Bernd 100 Spiele gebraucht hat, um 15 Tore zu schießen. Nach der relativen Zahl ist also Anton der besser Fußballspieler. Sowohl absolute Zahlen, als auch relative Zahlen sind beide echt und statistisch korrekt erhoben, liefern aber unterschiedliche Schlüsse. Nach den absoluten Zahlen ist Bernd der bessere, nach den relativen ist Anton der bessere. Da die relativen Zahlen aber eine Form der korrigierten Zahlen sind, denn sie wurden um einen Faktor, der auf sie einen erheblichen Einfluss hatte, korrigiert, sind die relativen Zahlen deutlich näher an der Wahrheit als die absoluten. Es ist also wesentlich sinnvoller, die relativen Zahlen zu betrachten, als die absoluten.

 

Was bedeutet das nun für die Statistik der Infizierten-Zahlen. Zu sehen ist ein deutlicher Anstieg der Infizierten Zahlen. Was man aber nicht sieht - so hat es mir die Ärztin erklärt - ist ein ebenso deutlicher Anstieg der Tests, die durchgeführt wurden. Sie hat mir erklärt, je mehr getestet wird, um so mehr Infizierte werden auch gefunden. Wenn man 10 Leute an 10 Straßen stellt, mit Zettel und Stift und sie aufschreiben sollen, wieviele Autos mit einem HH-Kennzeichen sie sehen, werden sie am Ende vom Tag zusammen eine Zahl abliefern, zum Beispiel 1.400. Wenn man nun aber 100 Leute an 100 Straßen stellt und ihnen die gleiche Aufgabe gibt, werden sie alle zusammen eine sehr viel größere Zahl liefern, zum Beispiel 16.700. Die Absoluten Zahlen sagen, dass es an Tag eins 1.400 Autos mit HH-Kennzeichen gab, und an Tag zwei gab es 16.700. Absolut sieht es also so aus, als gäbt es plötzlich sehr viel mehr Autos mit einem HH-Kennzeichen in der Stadt. Relativ zählen aber naürlich 100 Leute insgesamt deutlich mehr Autos als 10 Leute. Relativ gesehen ist also die Zahl fast gleich geblieben. 

 

So verhält es sich auch mit den Corona-Tests. Es wird sehr viel mehr getestet. Es wird ja sogar zum Testen aufgerufen. Es gibt eine Organisation, die sich dafür stark macht, dass mehr getestet wird. Es gibt einen Twitteraccount, der mehrere Tage gesponsert getrendet ist, in dem zum testen aufgerufen wurde. Die Regierung ruft immer wieder zum Testen auf. Es gibt zahlreiche Werbespots in traditionellen und neuen Medien, die zum Testen aufrufen. Durch die Verstärkung der Maßnahmen wird an Landesgrenzen jetzt auch wieder mehr getestet. Je mehr getestet wird, um so mehr Infizierte werden gefunden. Das heißt aber nicht, dass die allgemeine Zahl der Infizierten gestiegen ist, ebenso wenig wie die Zahl der Autos mit HH-Kennzeichen gestiegen ist, nur weil es mehr Leute gab, die die Autos zählen sollten. Würde man genau jetzt mit der selben Anzahl von Tests auf Grippe-Viren testen, gäbe es einen gewaltigen Anstieg von Grippe-Infizierten. Sie waren schon die ganze Zeit da. Aber sie werden erst registriert, wenn sie getestet wurden.

 

Die Ärztin hat mir dann auf ihrem Handy eine Statistik mit relativen Zahlen gezeigt, bei denen die Infizierten-Zahlen um die Anzahl der Tests relativiert wurden und in dieser Statistik sank sogar die Zahl der Infizierten seit April kontinuierlich.

 

Die Regierung muss vorsichtig sein und sie will die Bevölkerung nur schützen. Das ist ja auch in Ordnung und ihre Aufgabe. Und ich kann verstehen, dass ihr euch Sorgen macht, an Corona zu erkranken oder gar zu sterben. Das tue ich eben so. Aber ich kann euch beruhigen. Die Infektionszahlen sinken kontinuierlich. Daher bleibt ruhig, geht eurem Alltag nach und vermeidet Panik. Durch die sinkenden, relativen Infektionszahlen ist Licht am Ende des Tunnels. Gebt die Hoffnung nicht auf. Wir stehen das gemeinsam durch.

 

Einer der zwei Pharmazeuten hat mir dann noch etwas erzählt, dass mir noch weiter die Angst vor einer Corona-Infektion genommen hat, aber das wäre für diesen Artikel etwas zu viel Holz. Wer es dennoch gern lesen möchte, ist herzlich willkommen.

 

Luan Cornelius

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